Italienische Pizza in einem "keltischen" Lokal in Valtice, Tschechien
.... oder ein ganz normaler Sonntagsnachmittagsausflug ...
aber ganz von vorne:
wir schnallen die Fahrräder auf´s Auto und begeben uns nach Schrattenberg, nahe, sehr nahe der tschechischen Grenze. Dort parken wir das Auto in der "Hochebene" des nördlichen Niederösterreichs, im ehemaligen "Niemandsland zwischen Ost und West" und satteln um auf unsere Drahteseln
los geht´s Richtung Grenze, vorbei am ehemaligen Grenzquartier und durch die tschechische Grenzstation, kein Mensch weit und breit, von 6 bis 22 Uhr offen
auf der Karte steht "Säulengang", ich hab keine Ahnung was sie damit meinen, wir biegen rechts ab ....... ah, alles klar, eine Kleinausgabe der Gloriette von Schönbrunn
wir stellen unsere Fahrräder in den Fahrradständer. Beim Anblick der anderen Fahrräder, die dort schon stehen, bzw deren Besitzer in allen möglichen bunten, high-tech-Radleranzügen, kommen wir zu dem Schluß:
"Wir brauchen unsere Fahrräder nicht absperren, da gibt es viel bessere zu klauen.
Wenn aber jetzt irgendwer auf den Gedanken kommt, das sind alles österreichische Touristen, dann falsch gedacht, man hört nur tschechisch.
Aber der Mann am Fuße der "Gloriette" gibt uns ein doppeltseitiges eingeschweißtes Infoblatt, in Deutsch. Er verkauft Wein dort. Das einzige "alte" Fahrzeug dort gehört sicher ihm.
über eine Wendeltreppe kommt man auf das "Dach" mit einem schönen Rundblick, wenn das Wetter klarer wäre .... aber ich bin froh das die Sonne nicht runterbrennt und es heiß ist ....
wir fahren weiter nach Valtice, auf einem Weg durch Weingärten und Hollerstauden
Valtice: ein Schloß
mit Parkanlage und vielen Bäumen. Keine Ahnung wie der heißt, aber die "Früchte, Blüten, Samen, ... " sehen lustig aus
Valtice ist kleiner als Lednice (das haben wir uns letztes Jahr angesehen ---> kann man hier nachlesen), hier sind hauptsächlich Fahrradtouristen, es gibt keinen große Parkplatz mit Parkgebühr und auch keine Standeln mit Krimskrams.
Die beiden Orte liegen nur ein paar Kilometer auseinander. Der Vorteil (oder Nachteil aus Sicht des Tourismusgewerbes), das wahrscheinlich einige Besucher mangels Zeit in ihrer Sightseeingtour eher das größere Lednice als das kleinere Valtice besuchen.
Der Hauptplatz ist gerade Baustelle, ein paar Touristenrestaurants gibt´s schon.
mein Magen knurrt, ich erinnere mich, als wir durch Valtice durchfuhren in Richtung Schloß ist mir schon in einer Seitengasse ein Schild aufgefallen
mittlerweile gehört Tschechien zu EU, es gibt keinen "Ostblock" mehr, aber trotzdem, irgendwie weiß man sofort das man im ehemaligen "drüben" ist.
es herrscht hier ein Kunterbunt an Baustil, "ehemalige kommunistisch" Plattenbauten, einfach alte Häuser, neue moderne Bauten .....
.... an den Strom- und Telefonleitungen ...
mir ist natürlich sofort "Avalon" und "keltisches Restaurant" aufgefallen.
Nach einem Besuch beim Bankomaten, zur Währungsunion gehört Tschechien noch nicht, steuern wir das Lokal an.
Tschechien ist nicht nur auf den touristischen Zug aufgesprungen, sondern anscheinend auch auf das im Moment sehr gefragte Keltische.
Man muß nur aufpassen, denn wie bei allem was gerade "IN" ist, wird natürlich viel Blödsinn betrieben, alles was nur geht vermarktet. Das keltische Baumhoroskop zB, wird überall als "original" angepriesen, dabei hatten die Kelten eigentlich nie eines. Ihnen waren Bäume zwar wichtig und teilweise wahrscheinlich heilig, aber so genau weiß man das nicht.
Das ist ja das große "Problem" mit den Kelten, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt (bzw nur welche von ihren Gegnern, also den Römern, oder den Christen zb, die sicher nicht ganz objektiv waren) gibt´s natürlich einen seeeeeeeeeehr großen Interpretationsrahmen.
Einerseits ist es gerade das faszinierende daran (für mich), das niemand nichts genaues weiß und es deshalb viel Fantasie zuläßt, andrerseits nützen natürlich auch viele andere diesen Spielraum um Geld damit zu machen.
Aber zurück zum Lokal - Die Speisekarte erklärt warum dieses hier ein keltisches Lokal wurde:
Es wurden 2500 jahre alte keltische Scherben gefunden, Avalon, ist eine Insel der Freude, der Entspannung, der Harmonie, ohne Leiden und Krankheit, genau dieses soll das Lokal ebenfalls sein.
Gleich angesprochen hat mich der erste Satz: Herzlich Willkommen in unserem untraditionellen Restaurant.
Keltische Knoten dürfen natürlich auch nicht fehlen, hier muß ich zugeben, dass ich dieser Kunst ebenfalls verfallen bin:
auf der Speisekarte (die es auch in Deutsch gibt *g*) findet man vom Hexeneintopf über Merlin´s - ich weiß nicht mehr was - Braten, alles mögliche,
wir haben Lust auf Pizza, auch diese gibt´s hier in den altbekannten Varianten. Wir bestellen, in der Zwischenzeit sehen wir uns mal ein bisserl um. Der Gastgarten ist wirklich sehr nett angelegt, mit Fahrradständer, kleinem Wasserfall und Teich mit Goldfischen
der Boden ist mit alten Ziegeln ausgelegt, in die Mauern wurde Muschelkalk mitverarbeitet
wir fühlen uns hier echt wohl!
und dann kommt sie, die Pizza - oje, ich hab vergessen eine Kleine zu bestellen.
Wow, das war eine der besten Pizzen die ich je gegessen habe, schmatz!!!
Natürlich bleibt bei mir die Hälfte übrig, also einpacken lassen, und ........ diese Pizza schmeckt sogar noch einmal aufgewärmt am nächsten Tag, ich bin echt begeistert!!!!!!
Bevor wir wieder zurückfahren, sehen wir uns noch die Teestube im oberen Stock an, hier werden auch Veranstaltungen, Vorträge usw gehalten, und einen Blick ins "eigentliche" Lokal im Keller machen wir auch noch.
Aja, und am WC war ich natürlich ebenfalls.
Irgendwie hab´ ich immer noch, auch wenn ich dagegen ankämpfe, bei osteuropäischen Ländern das Gefühl von "zurückgeblieben", "kaputt", "dreckig" - kommunistisch eben, in mir. Ich weiß, das ist voreingenommen, ich bemühe mich auch dieses Gefühl nicht in mir hochkommen zu lassen, aber es halt tief in mir immer noch drinnen.
Das es - meistens - nicht mehr stimmt, zeigt mir das WC in diesem Lokal: 5 Sterne, da können sich viele österreichische Gaststätten was abschauen.
Gefällt mir wirklich gut, das Avalon in Valtice :-)))))
puh, allerdings ist mit vollem Magen nicht gut radeln, vorallem wenn es langsam, aber stetig bergauf geht.
von hier aus sehen wir nochmal den Säulengang, auf beiden Seiten der Grenze Weinbau
wieder in Ö, muß ich bei einem Weingarten stehenbleiben, den ich am Hinweg schon gesehen hab.
an jedem Beginn einer Zeile mit Weinstöcken sind Rosen gepflanzt. Keine Ahnung ob das hier in der Gegend so Brauch ist, oder ob das nur von einem Winzer eine Idee ist, sowas hab´ ich noch nie gesehen. Ich hab´s dann noch bei einem zweiten Weingarten gesehen, aber könnt´ ja auch dem selben Winzer gehören, war nicht so weit weg,
wieder beim Auto angekommen. Wir haben an einem Platz neben der Straße geparkt, ein Bankerl und Tisch als Rastplatz und eine Infotafel:
auf dem Rückweg fahren wir wieder durch Herrnbaumgarten. Auch bekannt als das "verruckte Dorf". Hier gibt´s seltsame Dinge.
Allen voran das Nonseum, ein Museum für verrückte Dinge die die Welt nicht braucht (ich war noch nie drinnen). Aber abgesehen davon, ist das ganze Dorf ein bisserl anders.
Über der Hauptstraße hängen quer drüber Leinen mit Socken, am Ortseingang stehen 12 Wäschespinnen mit einzelnen! Socken und in der Mitte eine Waschmaschine, und an der Hauptstraße steht eine Handytelefonzelle:
drinnen ein schwarzes Brett mit der Bedienungsanleitung.
Darauf kann man ua. lesen:
- akustischer Schutz vor Straßenlärm
- Beispielloser Komfort bei feuchter Witterung, intensiver Sonneneinstrahlung, stürmischer Herbstzeit und starkem Schneetreiben
- die Zelle ist abhörsicher
-
-
-
es gibt sicher noch mehr "nicht alltägliche" Dinge in Herrnbaumgarten zu sehen, aber wir fahren weiter in Richtung nach Hause. Vielleicht machen wir ein andermal einen ausgedehnten Spaziergang durch das "verruckte Dorf".
aber ganz von vorne:
wir schnallen die Fahrräder auf´s Auto und begeben uns nach Schrattenberg, nahe, sehr nahe der tschechischen Grenze. Dort parken wir das Auto in der "Hochebene" des nördlichen Niederösterreichs, im ehemaligen "Niemandsland zwischen Ost und West" und satteln um auf unsere Drahteseln
los geht´s Richtung Grenze, vorbei am ehemaligen Grenzquartier und durch die tschechische Grenzstation, kein Mensch weit und breit, von 6 bis 22 Uhr offen
auf der Karte steht "Säulengang", ich hab keine Ahnung was sie damit meinen, wir biegen rechts ab ....... ah, alles klar, eine Kleinausgabe der Gloriette von Schönbrunn
wir stellen unsere Fahrräder in den Fahrradständer. Beim Anblick der anderen Fahrräder, die dort schon stehen, bzw deren Besitzer in allen möglichen bunten, high-tech-Radleranzügen, kommen wir zu dem Schluß:
"Wir brauchen unsere Fahrräder nicht absperren, da gibt es viel bessere zu klauen.
Wenn aber jetzt irgendwer auf den Gedanken kommt, das sind alles österreichische Touristen, dann falsch gedacht, man hört nur tschechisch.
Aber der Mann am Fuße der "Gloriette" gibt uns ein doppeltseitiges eingeschweißtes Infoblatt, in Deutsch. Er verkauft Wein dort. Das einzige "alte" Fahrzeug dort gehört sicher ihm.
über eine Wendeltreppe kommt man auf das "Dach" mit einem schönen Rundblick, wenn das Wetter klarer wäre .... aber ich bin froh das die Sonne nicht runterbrennt und es heiß ist ....
wir fahren weiter nach Valtice, auf einem Weg durch Weingärten und Hollerstauden
Valtice: ein Schloß
mit Parkanlage und vielen Bäumen. Keine Ahnung wie der heißt, aber die "Früchte, Blüten, Samen, ... " sehen lustig aus
Valtice ist kleiner als Lednice (das haben wir uns letztes Jahr angesehen ---> kann man hier nachlesen), hier sind hauptsächlich Fahrradtouristen, es gibt keinen große Parkplatz mit Parkgebühr und auch keine Standeln mit Krimskrams.
Die beiden Orte liegen nur ein paar Kilometer auseinander. Der Vorteil (oder Nachteil aus Sicht des Tourismusgewerbes), das wahrscheinlich einige Besucher mangels Zeit in ihrer Sightseeingtour eher das größere Lednice als das kleinere Valtice besuchen.
Der Hauptplatz ist gerade Baustelle, ein paar Touristenrestaurants gibt´s schon.
mein Magen knurrt, ich erinnere mich, als wir durch Valtice durchfuhren in Richtung Schloß ist mir schon in einer Seitengasse ein Schild aufgefallen
mittlerweile gehört Tschechien zu EU, es gibt keinen "Ostblock" mehr, aber trotzdem, irgendwie weiß man sofort das man im ehemaligen "drüben" ist.
es herrscht hier ein Kunterbunt an Baustil, "ehemalige kommunistisch" Plattenbauten, einfach alte Häuser, neue moderne Bauten .....
.... an den Strom- und Telefonleitungen ...
mir ist natürlich sofort "Avalon" und "keltisches Restaurant" aufgefallen.
Nach einem Besuch beim Bankomaten, zur Währungsunion gehört Tschechien noch nicht, steuern wir das Lokal an.
Tschechien ist nicht nur auf den touristischen Zug aufgesprungen, sondern anscheinend auch auf das im Moment sehr gefragte Keltische.
Man muß nur aufpassen, denn wie bei allem was gerade "IN" ist, wird natürlich viel Blödsinn betrieben, alles was nur geht vermarktet. Das keltische Baumhoroskop zB, wird überall als "original" angepriesen, dabei hatten die Kelten eigentlich nie eines. Ihnen waren Bäume zwar wichtig und teilweise wahrscheinlich heilig, aber so genau weiß man das nicht.
Das ist ja das große "Problem" mit den Kelten, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt (bzw nur welche von ihren Gegnern, also den Römern, oder den Christen zb, die sicher nicht ganz objektiv waren) gibt´s natürlich einen seeeeeeeeeehr großen Interpretationsrahmen.
Einerseits ist es gerade das faszinierende daran (für mich), das niemand nichts genaues weiß und es deshalb viel Fantasie zuläßt, andrerseits nützen natürlich auch viele andere diesen Spielraum um Geld damit zu machen.
Aber zurück zum Lokal - Die Speisekarte erklärt warum dieses hier ein keltisches Lokal wurde:
Es wurden 2500 jahre alte keltische Scherben gefunden, Avalon, ist eine Insel der Freude, der Entspannung, der Harmonie, ohne Leiden und Krankheit, genau dieses soll das Lokal ebenfalls sein.
Gleich angesprochen hat mich der erste Satz: Herzlich Willkommen in unserem untraditionellen Restaurant.
Keltische Knoten dürfen natürlich auch nicht fehlen, hier muß ich zugeben, dass ich dieser Kunst ebenfalls verfallen bin:
auf der Speisekarte (die es auch in Deutsch gibt *g*) findet man vom Hexeneintopf über Merlin´s - ich weiß nicht mehr was - Braten, alles mögliche,
wir haben Lust auf Pizza, auch diese gibt´s hier in den altbekannten Varianten. Wir bestellen, in der Zwischenzeit sehen wir uns mal ein bisserl um. Der Gastgarten ist wirklich sehr nett angelegt, mit Fahrradständer, kleinem Wasserfall und Teich mit Goldfischen
der Boden ist mit alten Ziegeln ausgelegt, in die Mauern wurde Muschelkalk mitverarbeitet
wir fühlen uns hier echt wohl!
und dann kommt sie, die Pizza - oje, ich hab vergessen eine Kleine zu bestellen.
Wow, das war eine der besten Pizzen die ich je gegessen habe, schmatz!!!
Natürlich bleibt bei mir die Hälfte übrig, also einpacken lassen, und ........ diese Pizza schmeckt sogar noch einmal aufgewärmt am nächsten Tag, ich bin echt begeistert!!!!!!
Bevor wir wieder zurückfahren, sehen wir uns noch die Teestube im oberen Stock an, hier werden auch Veranstaltungen, Vorträge usw gehalten, und einen Blick ins "eigentliche" Lokal im Keller machen wir auch noch.
Aja, und am WC war ich natürlich ebenfalls.
Irgendwie hab´ ich immer noch, auch wenn ich dagegen ankämpfe, bei osteuropäischen Ländern das Gefühl von "zurückgeblieben", "kaputt", "dreckig" - kommunistisch eben, in mir. Ich weiß, das ist voreingenommen, ich bemühe mich auch dieses Gefühl nicht in mir hochkommen zu lassen, aber es halt tief in mir immer noch drinnen.
Das es - meistens - nicht mehr stimmt, zeigt mir das WC in diesem Lokal: 5 Sterne, da können sich viele österreichische Gaststätten was abschauen.
Gefällt mir wirklich gut, das Avalon in Valtice :-)))))
puh, allerdings ist mit vollem Magen nicht gut radeln, vorallem wenn es langsam, aber stetig bergauf geht.
von hier aus sehen wir nochmal den Säulengang, auf beiden Seiten der Grenze Weinbau
wieder in Ö, muß ich bei einem Weingarten stehenbleiben, den ich am Hinweg schon gesehen hab.
an jedem Beginn einer Zeile mit Weinstöcken sind Rosen gepflanzt. Keine Ahnung ob das hier in der Gegend so Brauch ist, oder ob das nur von einem Winzer eine Idee ist, sowas hab´ ich noch nie gesehen. Ich hab´s dann noch bei einem zweiten Weingarten gesehen, aber könnt´ ja auch dem selben Winzer gehören, war nicht so weit weg,
wieder beim Auto angekommen. Wir haben an einem Platz neben der Straße geparkt, ein Bankerl und Tisch als Rastplatz und eine Infotafel:
auf dem Rückweg fahren wir wieder durch Herrnbaumgarten. Auch bekannt als das "verruckte Dorf". Hier gibt´s seltsame Dinge.
Allen voran das Nonseum, ein Museum für verrückte Dinge die die Welt nicht braucht (ich war noch nie drinnen). Aber abgesehen davon, ist das ganze Dorf ein bisserl anders.
Über der Hauptstraße hängen quer drüber Leinen mit Socken, am Ortseingang stehen 12 Wäschespinnen mit einzelnen! Socken und in der Mitte eine Waschmaschine, und an der Hauptstraße steht eine Handytelefonzelle:
drinnen ein schwarzes Brett mit der Bedienungsanleitung.
Darauf kann man ua. lesen:
- akustischer Schutz vor Straßenlärm
- Beispielloser Komfort bei feuchter Witterung, intensiver Sonneneinstrahlung, stürmischer Herbstzeit und starkem Schneetreiben
- die Zelle ist abhörsicher
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-
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es gibt sicher noch mehr "nicht alltägliche" Dinge in Herrnbaumgarten zu sehen, aber wir fahren weiter in Richtung nach Hause. Vielleicht machen wir ein andermal einen ausgedehnten Spaziergang durch das "verruckte Dorf".
capra ibex - 13. Aug, 21:48